Erster Eindruck Altstadt

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Donnerstag, 27. Februar 2014

Türkische Bürokratie - Meine Residence Permit

Ich will noch kurz von meinem Abenteuer bei der türkischen Polizei berichten.
Als Erasmus-Student in der Türkei muss man sich sehr schnell um eine Residence Permit kümmern, da man als nur 90 Tage ohne diese im Land bleiben darf. Zum Glück hatte ich so gute Vor-Erasmusler (Tausend Dank an Dennis, Anne und Lea), dir mir den Tipp gaben, sich schon in Deutschland durchs Internet zu klicken und sich einen zeitnahen Termin bei der Polizei für die Beantragung eben dieser doch sehr wertvollen Residence Permit zu machen.
Ich also gestern meinen Termin gehabt. Mal flux zur Polizei dachte ich mir. Schon beim Hinweg strauchelte ich ein wenig. Dazu komme ich aber ein anderen Mal. Letztendlich zeigte mir ein freundlicher türkischer Student den Weg und brachte mich sogar bis vor die Tür. Nette Menschen gibt es hier!
Da stand ich nun: Vor mir ein riesiger Klotz von einem Gebäude. Natürlich mit türkischer Fahne davor. Und Polizei. Alle ganz schön bewaffnet noch dazu.



Ich zeigte meine brav ausgedruckten Dokumente mit meinem Termin darauf und sagte immer, dass ich Studentin sei. Daraufhin wurde ich durchgewunken Richtung Visitors-Entrance. Durch die Drehtür stand ich nun vor dem "Security-Check". Wie am Flughafen wurde ich darauf hingewiesen, alle elektronischen und metallenen Gegenstände in die dafür vorgesehenen Boxen zu legen, um sie durch das Röntgengerät zu schicken. Als ich durch die Kontrolle ging, piepste natürlich alles. Ich wieder zurück. Gürtel raus. Wieder durch. Immer noch Gepiepse. Ich guckte bisschen verzweifelt und fragend und wurde einfach durchgewunken. Na wunderbar. Dafür also der ganze Aufwand. 
Das war erst die erste Hürde. Direkt dahinter erwarteten mich Beamte, die meinen Pass sehen wollten. Ich also zack den Perso rausgelegt und ihnen diesen gegeben. Sie waren nicht zufrieden. "Passaport, Passaport!!" mmhh... Reisepass vielleicht? Ein GLück, dass ich diesen eingesteckt hatte. Passaport. Sie waren zufrieden. 
Für mich ging es weiter auf einen Hof. Zwei Eingänge warteten auf mich und niemand, der mich sagen konnte, wo ich hin sollte. Einer sah sehr offiziell und schick aus und der andere, links daneben wirkte eher klein und nichtssagend. Allerdings kamen Leute aus diesem heraus. Ich entschied mich für links. Richtige Wahl. Und nun? 1. Stock. Yabancılar şube. Das klang gut. Irgendwas mit Ausländer. 
Oben angekommen hatte ich auf eine Anzeigetafel mit leuchtenden Nummern gehofft, da ich ja extra ein Online-Randevu gemacht hatte und nun eine NUmmer hatte. Was brachte mir jetzt also diese wunderbare 749? Keine Nummern. NUn gut. Ich frage nach. "18, 18" Das ist, was ich verstehen konnte. Vielleicht Schalter 18? Volltreffer. Nur leider besetzt momentan. Also lege ich wieder meinen fragenden Blick auf und halte meine Dokumente eher demonstrativ vor mich. Da kommt schon eine Stimme von der Seite: "Öğrencin?" Oh ja! "Evet, Evet!" Der Polizist nimmt mir mein Dokument ab und nuschelt so etwas wie "wait". Aber hatte er das wirklich gesagt? und jetzt lief er mit meinem ach so wichtigen Zettel weg. Ich also hinterher geschlichen. Er kam aber wirklich wieder. Ich gab ihm alles was ich hatte (also alle Zettel und Kopien und Fotos, die ich dachte zu brauchen). Er wollte mehr. Eine Kopie vom Reisepass. Mein Perso war ihm also nicht genug. Ein Glück, dass es unten direkt einen Kopierer gibt. 3 Minuten und 50 Kuruş später stand ich wieder oben vor meinem Polizisten. Nun musste ich warten. Er tippte angestrengt auf seiner Computer-Tastatur. "address?" Alles klar. Darauf war ich vorbereitet. Ich zückte mein Notizheft und hielt ihm meine neue Adresse hin. Das klappte ja alles wie am Schnürchen. Weiter Minuten des Computer-tippens und Wartens später, sprang er auf und begann zu meckern. Er trat gegen den Tisch und schimpfte. Was nun? Alles kaputt? Was sollte ich tun? Einfach lächeln und warten. Das hatte die letzten Minuten auch gut geklappt. Er meckerte und schimpfte und langsam begriff ich, dass seine Stempel fehlten. Sie waren immerhin 3 Schalter weiter. Echt mies von den Kollegen, diese dort hinzulegen. Naja. Schnaufend stempelte er nun fleißig irgendwelche Unterlagen (ich konnte leider nichts sehen). Und endlich: Meine UNterlagen! Aber fertig war ich lange nicht. Mir wurde mitgeteilt, dass ich am nächsten Tag vor 16 Uhr nochmal kommen müsste, um am Schalter 1 meine 206TL zu bezahlen und dann die Dokumente wieder zurück zu ihm oder einem seiner Kollegen zu bringen. Ich hatte das schon von den anderen Erasmus-Studenten gehört, deshalb war ich drauf eingestellt und konnte beruhigter heim reisen. 

Mein zweiter Ausflug zur Polizei. Ich kam so gegen 11:30 bei der Polizei an. Hatte einen Bus gefunden, der mich direkt vor der Tür rauslässt. Perfekt. Fast. Irgendwie hatten sich noch mehr Menschen überlegt, zur Polizei zu müssen. Eine lange Schlange hatte sich schon durch die Drehtür hindurch gebildet. Endlich drinnen, kannte ich meinen Weg. Ab zum Schalter 1. Um 11:56 Uhr stand ich parat. NUr hatte der Beamte keine Lust mehr, mein Geld anzunehmen und machte stattdessen lieber eine halbe Stunde Mittagpause. Was ein Timing. Dafür stand ich ganz vorne in der Schlange, als er zurück kam. Hinter mir hatten sich nämlich schon ganz schön viele Menschen eingefunden, die für irgendwelche Dinge irgendwelches Geld bezahlen wollten. Für mein Geld bekam ich einen kleinen Zettel an meine Unterlagen getackert, die ich vorsichtig zurück zum Schalter 18 trug. dieser war unbesetzt. UNd wieder von hinten eine Stimme: "Student?" - "Yes." Ok. Netter Polizist. Er witzelte und sprach ein paar Wörter Deutsch. Er nahm meine Unterlagen, riss mir von einem Zettel die Hälfte ab und gab ihn mir mit dem Hinweis, dass ich an dem darauf genannten Termin meine Permit abholen könnte. Aber nur zwischen 19-21 Uhr. Was für Zeiten. Naja. Es stand sogar an der SCheibe geschrieben, sonst hätte ich nämlich gedacht, dass ich mich verhört hätte. 
Das war es nun also erstmal bis MItte März. Es scheint alles geklappt zu haben. Mehr dazu dann in ein paar Wochen!

Türkische Bürokratie. Ein Erlebnis. Aber am Schluss scheint alles glatt gelaufen zu sein. Toi, toi, toi!

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